In dem Dialog „Euthyphron“ fragt Sokrates einen Mitbürger, bei welchen Streitigkeiten sich Menschen besonders schwer einigen können. Er folgert, es seien Konflikte über das „Gute und Böse“ – also im Prinzip alles, was sich nicht mathematisch berechnen oder objektiv erklären lässt.
Um solche Streitigkeiten, in denen keine Entscheidung in Sicht ist, geht es in der Mediation. Ziel ist es, Konflikte zwischen zwei oder mehreren Parteien beizulegen. In einem ersten Schritt hilft der Mediator den Beteiligten, sich über die Gründe für ihren Konflikt ebenso wie über ihre jeweiligen Interessen und Bedürfnisse auszutauschen. In einem zweiten Schritt wird gemeinsam eine Lösung erarbeitet, die für beide Seiten akzeptabel ist und künftig verbindlich gilt.
Für diesen Prozess liefert Sokrates auch gleich ein Werkzeug: den sogenannten „Sokratischen Dialog“. Es ist eine Art der Gesprächsführung, die im Prinzip immer nachhakt: „Ist das wirklich so?“ Der Sokratische Dialog will die Positionen und Wertvorstellungen der Parteien nicht harmonisieren oder verbinden, sondern erschüttern. Er will das vermeintlich Sichere hinterfragen und so bewusst machen – das scheinbar Gegebene in die Schwebe bringen und so neue Sichtweisen darauf eröffnen.
Wenn wir uns also über Dinge streiten, die mathematisch nicht erklärbar sind: Die Mediation ermöglicht es, zu einer Lösung zu gelangen – konstruktiv, einvernehmlich, verbindlich.